Mercedes-AMG S 63 4MATIC+ Coupé – Testbericht

Mit 612 PS auf der Bregenzerwälder KäseStrasse unterwegs

„Genuss mit allen Sinnen…“ So zu lesen in einer Broschüre zur KäseStrasse  Bregenzerwald. AMG und Käse? Da sich die Gelegenheit ergab, diese KäseStrasse, die eigentlich keine Straße ist, mit dem AMG S 63 Coupé in Augenschein zu nehmen, ist die Verbindung gar nicht so abwegig.  Natur, Kultur und Genuss stehen als Leitmotiv.

Eine Devise, die für unseren AMG gleichermaßen gilt, aber auch zum Tragen kommt, wenn man die Destinationen dieser Genuss-Straße unter die Räder nimmt. Über 100 Käsewirte könnten angefahren werden, zwischen drei und fünf Verführungen aus diesem besonderen Milchprodukt warten überall auf hungrige Gaumen. Mit einem einfacheren fahrbaren Untersatz wären die einzelnen Stationen sicher ebenso zu erreichen, die 612 PS aus dem Biturbo-V8 runden die Gaumenfreuden aber perfekt ab und verfeinern die Anfahrt.1967, 1998, 2005…
Ein bisschen Geschichte brauchen wir: 1967 gründeten Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher die Marke AMG, zuerst nur mit Rennmotoren beschäftigt, ob des Erfolges mit Komplettfahrzeugen von Mercedes 2005 schließlich ganz übernommen. Eine Jahreszahl, die auch für die 1998 ins Leben gerufene KäseStrasse bedeutend ist, denn 2005 wurde die KäseStrasse zur Genuss-Region gekürt. Passt gut zum Ambiente im S 63.

Ausstattung für Gourmets
Wo er fährt, ist immer Genuss-Region. Auf immerhin 10 m² eröffnet sich dem Auto-Gourmet feudaler Luxus, vorne sehr intensiv, hinten Coupé-bedingt etwas dezenter, auch wenn das Frontgestühl leise surrend vorgleitet und den Zustieg freigibt.  Eine opulente Leder-Landschaft, abgesteppt und perforiert, mattiert-silberne Einlagen, dunkel glänzendes Holz „designo Klavierlack schwarz“ mit edel wirkenden, hellen Streifen – „flowing lines“ –  um immerhin
Euro 3.286,80, Sitzkühlung oder -heizung (auch wenn erst das Wärme-Komfort-Paket  um Euro 712,80 geordert werden muss), Lordosenstütze und diverse Massageprogramme ergänzen, was der Gaumen zuvor erleben durfte. Wie üblich kostet ein Premium-Paket, mit dem Zusatz plus sind auch weitere Euro 9.203,04 gemeint, für die neben Head-up-Display Fahr- und Parkassisenten und Sitzklimatisierung ins Auto kommen.

Wir geben ein, oder besser sagen an: Bregenzerwälder Käsekeller Lingenau. Die Spracheingabe dieser Adresse versteht unser Benz sofort, die Verständnisprobleme früherer Sprachcomputer sind Geschichte. Der Weg wird auch fein angezeigt auf dem Widescreen genannten Display, ebenso auch auf der wegschaltbaren Head-up-Anzeige. Zwei Bildschirme mit über 30 cm Diagonale informieren über alles Erwünschte und auch weniger Nachgefragtes. Motordaten, Temperatur aller möglichen Flüssigkeiten, Leistungsdaten, Ladedruck, Reifentemperatur und -druck – man sollte das Fahren ob diesem Infosturm nicht vergessen.

Obwohl zahlreiche Fahrassistenten schon Manches abnehmen: Autonomes Fahren ist immer noch eine Schönwetter-Veranstaltung, wie ein kapitaler Wintereinbruch bewies, denn schon die Spurführung vergisst zeitweise ihre Aufgabe, wenn strammes Winterwetter den Sensoren zusetzt. Trotzdem: Wenn der V8 dürfte, wie er könnte, wären wir über Alberschwende viel schneller nach Lingenau gelangt, wo das imposante Bauwerk von Architekt Oskar Leo Kaufmann schon durch seine Architektur einen Bezug zum kulinarischen Produkt schaffen will.

33.000 Käselaibe warten hier auf Genussmenschen, gefühlt hat unser S 63 nicht viel weniger Infos auf den Bildschirmen für uns parat. Wenigstens lässt sich alles nach Wunsch konfigurieren, um der Reizüberflutung zu entgehen.
ENERGIZING-Komfortsteuerung – damit verbindet das Premium-Plus-Paket mehrere Komfortsysteme in sechs Programmen: Klimaanlage, Sitze, Heizung in Kombination mit Licht- und Musikstimmungen. Nur der Gaumen wird nicht miteinbezogen. Auf der KäseStrasse fanden wir die passende Ergänzung.

Immer noch wichtig: der Antrieb
V8 mit 612 PS, 900 Nm, 3,5 sec auf 100 km/h. Darüber wird die Luft dünn – das bedeutet dann V12 mit 630 PS und 1.000 Nm, aber Verzicht auf 4Matic+. V8 heißt hier also kaum Darben, außer: Unter 3.250 U/min pausieren die Zylinder 2, 3, 5 und 8, die Zylinderabschaltung wird dezent angezeigt und soll den Verbrauch von Super Plus 98 reduzieren.
Auch wenn unser S 63 den gepflegten Umgang beherrscht, so kann er auch anders. Die Fahrmodi lassen sich von Comfort über Sport, Sport + bis Race würzen, was alle Komponenten mehr oder weniger intensiv anspannt: Von Motor über Getriebe werden auch Stoßdämpfer und ESP-Regelung von der Leine gelassen, hörbar durch den nun schmutziger  klingenden V8, weil die Auspuffklappen auf Sturm stehen. Fast schade, dass die Doppelverglasung nicht viel davon zu den Insassen lässt.

Mit 612 PS zum Käsekeller …
Auch im Winter bietet der Bregenzerwälder Käsekeller von Architekt Oskar Leo Kaufmann einen imposanten Anblick und ergab eine großartige Kulisse für unser Fotoshooting. Aber auch der Blick vom Verkaufs- und Verköstigungsraum auf die 33.000 Kaselaibe ist gewaltig. Es ist Europas größtes Berg- und Alpkäselager und enthält nur Käse aus der Region Bregenzerwald.
Die Besichtigung des Bregenzerwälder Käsekellers in Lingenau mit Verköstigung, Verkauf von Käse und regionalen Produkten ist auch für Reisegruppen, Firmen, Vereine und Familien möglich. Mehr Infos unter www.kaesestrasse.at

In 3,5 Sekunden auf 100 km/h: Faszination rohe Gewalt – trotzdem alltagstauglich. Hüben wie drüben: Es wird geklotzt, 33.000 Käselaibe stehen gegenüber …

Kommen wir wieder zum Mercedes-AMG S 63 4matic+ Coupe: In Österreich zum Teil nutzlos – das AMG Driver‘s Package, das die Spitze von 250 auf 300 km/h anhebt. Wir träumen nur davon, stellen unser Wahl auf Allrad und Schnee und steuern die ehemalige k.u.k. Landeskäsereischule in Doren an. Hier könnten wir das Ladevolumen des Kofferraumes auslitern und würden 400 l mit Käselaiben ausfüllen. Immerhin zeigte sich Sennermeister Simon Haller bereit für das Experiment. Genug Käse für die nächsten paar Jahre wäre es auf jeden Fall …
Der Reiseführer Merian sieht den Bregenzerwälder-Käse als das, was für Weinliebhaber der Bordeaux ist, Liebhaber gepflegter Coupés finden im S 63 die mobile Entsprechung.

In die abschließenden Benzigespräche im Gasthof Adler in Doren fließen aber auch immer wieder Bereiche aus der Landwirtschaft ein. Otto Nöckl, der Wirt vom Adler, ist auch Landwirt und bietet Spezialitäten aus der eigenen Erzeugung und der Region an. Geöffnet ist der Adler von Mittwoch bis Sonntag und empfehlenswert sind Gerichte mit Kalb- und Rindfleisch, das aus der eigenen Landwirtschaft stammt. Mostessig wird vom Seniorchef produziert und zu Hausdressing verarbeitet. Auch das Brot wird großteils von Chefin Brigitte selbst gebacken. Besonders die eigene Landwirtschaft und Viehzucht sind Otto Nöckls Stolz, daher kann jeder mal einen Blick in den Stall werfen. Es werden sogar Führungen angeboten – interessant auch für Familien, Vereine und Reisegruppen. Ach ja, und einen MB-Trac hat er auch im Einsatz, womit wir wieder bei Mercedes und AMG wären.
Nach Konkurrenz müssen sie sich kaum umschauen, allenfalls der BMW 8er kommt in Sichtweite. Und der Finanzminister, der bei 32 Prozent NoVA zu den größten Fans gehört.

Simon Haller und Anita Kolb (unten) von der Sennerei Huban in Doren garantieren Sennereiprodukte aus 100 Prozent Heumilch. Der Original Hubaner Käse ist Vizeweltmeisterkäse.

Der Emmentaler hat es den Hubaner Sennern schon immer angetan. Nicht erst, seit er den geschichtsträchtigen Namen Hubaner k.u.k. Emmentaler trägt. Seine Geschichte geht bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Damals war er in der Schweiz zu großer Wertschätzung gelangt. Der Emmentaler hatte auch in Österreich einen guten Ruf und fand bei guten Preisen reißenden Absatz.
Die Bauern und Käsehändler machten die Erfahrung, dass die Qualität in hohem Maße vom Können des Käsers abhängt. Im Ackerbauministerium des Österreichisch-Ungarnischen Kaiserreiches befasste man sich daher gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Gedanken, irgendwo im Gebiet der Monarchie eine Muster- und Lehrsennerei für die Fabrikation von Laibkäsen nach Schweizer Art zu errichten. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort fiel das Los der Gemeinde Doren zu, denn in Doren stand eine genügend große Milchmenge bei ziemlich gleichmäßiger
Verteilung auf das ganze Jahr zur Verfügung. Zudem bestanden im Umkreis von Doren mehrere Käsereigenossenschaften mit entsprechender Erfahrung. Am Sonntag, den 16. Juli 1901, erfolgte die „feierliche Übernahme des Landeskäserei-Schule in Doren in Anwesenheit seiner Kaiserlichen Hoheit Erzherzog Eugen statt.

Die KäseStrasse Bregenzerwald

Die Bregenzerwälder KäseStrasse, die 1998 gegründet wurde, ist ein Zusammenschluss von Bregenzerwälder Bauern, Sennern, Wirten, Handwerkern und Handelsbetrieben und umfasst ca. 160 Mitglieder. Die KäseStrasse ist mehr als eine Route, auf der man Käse kaufen kann. Sie ist Marke für eine ländliche Region, ein Netzwerk von Erzeugern und Vermarktern, eine Philosophie der Harmonie von bäuerlichem Qualitätsprodukt und modernem Marketing. Ein interessantes Erlebnis-Reich für Gäste und Einheimische: Ein Genuss für „Laib und Seele” in einer beeindruckenden Landschaft.

Die wichtigsten Adressen, die ganzjährig besuchbar sind:
Alma Bergsennerei, Schnepfau, Tel. 05518/2820
www.bergsennerei-schnepfau.at
Alpenkäse Bregenzerwald Sennerei, Bezau, Tel. 05514/30020
www.alpenkaese.at
Bergkäserei, Schoppernau, Tel. 05515/30151
www.bergkaeserei.at
Biosennerei, Langen bei Bregenz, Tel. 05516/2126
dornerbiokaese@vol.at
Dorfsennerei, Sibratsgfäll, Tel. 05513/2442
www.sennerei-sibra.at
Hofkäserei Engel, Krumbach, Tel. 0664/4309537
www.hofkaeserei-engel.at
Sennerei, Andelsbuch, Tel. 05512/2507
www.sennerei-andelsbuch.at
Sennerei, Hittisau, Tel. 05513/2786
www.sennerei-hittisau.at
Sennerei Huban, Doren, Tel. 05516/2001
www.sennerei-huban.at
Langenegger Dorfsennerei, Langenegg, Tel. 05513/6190
www.kaeserei.com
Sennerei, Lingenau, Tel. 05513/6420
www.sennerei-lingenau.at
Genusswelt KäseStrasse im Käsekeller, Lingenau
Tel. 05513/42870-41, www.kaesestrasse.at
Sennerei, Bezau-Oberdorf, Tel. 05514/2632
www.sennhaus-bezau.at
Sennerei, Riefensberg, Tel. 05513/8128
www.sennerei-riefensberg.at

Daneben gibt es noch über 90 Sennalpen im Bregenzerwald, wo im Sommer der Alpkäse handgeschöpft wird. Seine geschmacklichen Nuancen werden durch die unterschiedlichen Kräuter und Gräser in den verschiedenen Alpgebieten geformt und machen ihn zu einer kulinarischen Kostbarkeit der Region. Nicht umsonst ist der Bregenzerwald ein Teil der GENUSS-REGIONEN ÖSTERREICH.
Mehr Infos über die Alpen und Öffnungszeiten unter: www.kaesestrasse.at und www.genuss-region.at

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