Bei der Generalversammlung des Internationalen Bodensee Motorbootverbands (IBMV) brachten sich die Mitglieder in Stellung: gegen die Ausweisung und Ausweitung neuer Schutzgebiete sowohl im Markelfinger Winkel, als auch im Zusammenhang einer neu geplanten Trinkwasserentnahmestelle bei Sipplingen. Zwar ruht das Verfahren um den Markelfinger Winkel derzeit, in dem es um mögliche Ausweitungen der Schutzgebiete geht, deren Gründe nicht nachvollziehbar sind. Diese würden laut IBMV-Präsident Paul Minz „empfindliche Einschränkungen“ für alle Nutzer des Bodensees bedeuten. Man müsse auf der Hut sein – könne allerdings auch erst dann juristisch aktiv werden, wenn es handfeste Beschlüsse von Seiten der Behörde gebe. „Seien Sie versichert, dass wir entschlossen und bereit sind, das zu tun, sobald es soweit ist“, erklärte Paul Minz vor der Versammlung und sieht den Verband aufgrund seiner gesunden Finanzen dafür gut gerüstet.
Zuvor hatte der Impuls-Vortrag von Marc Meyer für heitere Momente gesorgt. Der Einsatzleiter der Seerettung Arbon berichtete aus der Praxis – und skizzierte auch kuriose Einsätze. Etwa das Abschleppen eines Badefloßes, das sich losgerissen hatte. Oder die Bergung im See zurückgelassener Mofas oder Boote, die unter der winterlichen Schneelast kenterten. Darüber hinaus klärte Meyer über die umfassenden Aufgabe der ehrenamtlichen Retter auf.
In seinem Bericht ging IBMV-Präsident Paul Minz insbesondere auf die Details des Projekts „Zukunftsquelle“ der Wasserversorgung Sipplingen ein. Und äußerte sein Unverständnis, dass bei der bestehenden Trinkwasserentnahmestelle am Standort Süßenmühle noch immer ein großes Schutzgebiet die Wassersportler jeglicher unnötig einschränke – und das Gleiche, womöglich in noch größerem Ausmaß, an der geplanten zusätzlichen Entnahmestelle am Standort Pfaffental drohe. Die ursprünglich für 2024 anvisierte Bauausführung werde aus Sicht des IBMV nicht zu halten sein – dennoch sei nun „die Zeit für Antworten“. Paul Minz: „Wie lange wird die Bauzeit dauern? Wird es zu Beeinträchtigungen der Freizeitschifffahrt kommen, und wenn neue Sperrgebiete geplant sind, wie groß sollen diese sein?“ Minz forderte mit Blick auf den LKW-Verkehr an Land, der im Wasserschutzgebiet praktisch ohne Einschränkung unterwegs sein dürfe, die Sperrgebiete für Motorboote ebenfalls zu beseitigen – und keine neuen entstehen zu lassen.
Die beiden anwesenden Präsidenten des Bodensee Segler Verbands, Oliver Böhler, und der Internationalen Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWGB), Edgar Raff, lobten die gute und enge Zusammenarbeit mit dem IBMV und dankten für das Engagement im Interesse aller Wassersportler. Raff habe jüngst versucht, neue Informationen aus dem Regierungspräsidium Freiburg zu den Schutzgebieten zu bekommen – „das ist mir aber bis jetzt nicht gelungen“. Er bleibe aber dran und stellte sich demonstrativ an die Seite der Motorbootfahrer mit dem Hinweis, den juristischen Weg aktiv mitzugehen, wenn es nötig werde.
In einer offenen Diskussion beklagte die Versammlung die nach ihrer Ansicht nachlassende Kameradschaft und Qualifikation mancher Skipper, die zu ärgerlichen und teils aggressiven Situationen führten. Genannte wurden etwa die Nutzung fremder Festmacher oder das rücksichtslose Fahren selbst in Häfen. „Wir wollen mit unseren Newslettern die Aufklärungsarbeit intensivieren“, kündigte Paul Minz an. Ziel ist es, die oft unzureichenden Kenntnisse von Vorschriften und die mangelnde Seemannschaft nachhaltig zu verbessern. In diesem Zusammenhang appellierte Oliver Böhler vom Bodensee Segler Verband, sich auch des Themas Wellenschlag anzunehmen. „Gerade für kleinere Segelboote ist das ein echtes Problem.“ Umsichtige Fahrweise und das richtige Kreuzen auf dem See seien nötig, damit die Segler manövrierfähig blieben. Minz versprach, auch dieses Thema stärker in den Fokus zu rücken, unter anderem mit dem Newsletter.
Neben der einstimmigen Entlastung des gesamten Vorstands durch die Mitglieder berichtete Seedienstleiter Martin Lepple von einer erfreulichen Entwicklung: „Die geleisteten Seedienststunden sind auf dem besten Weg, bald wieder Vor-Corona-Niveau zu erreichen.“ Laut Lepple haben die Mitgliedsvereine ehrenamtlich 1465 Stunden lang anderen Wassersportlern Hilfe geleistet, aufgeklärt oder Unrat aus dem Wasser geborgen.
Über eine besondere Ehrung durfte sich Kurt Bürki freuen, der für seine langjährige Arbeit im IBMV ausgezeichnet wurde. Der anhaltende Applaus der Versammlung galt auch Albert Hausin, der in Abwesenheit von Paul Minz geehrte wurde: „Beide Persönlichkeiten haben sich über lange Jahre für den Verband sehr verdient gemacht. Ihnen gilt unser Dank und unsere Anerkennung!“INFO
Der IBMV vertritt als internationaler Verband die Interessen von rund 3600 motorisierten Bootsfahrern am Bodensee in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Knapp 35 Mitgliedsvereine sind im IBMV organisiert. Weitere Informationen unter www.ibmv.com.
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