Der Pflegebedarf und der Pflegepersonalbedarf im Ländle steigen unaufhörlich. Das bestätigen sämtliche einschlägige Studien und auch die aktuellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast 100 Pflegebetten im Land stehen leer, weil jetzt schon rund 60 Vollzeit-Pflegekräfte fehlen. AK-Präsident Hubert Hämmerle fordert die Verantwortlichen auf, sofort entschieden zu handeln: „In Vorarlberg steht die künftige Ausbildungssituation insbesondere im Gehobenen Dienst und in der Pflegefachassistenz dem realen Bedarf an Pflegekräften diametral gegenüber. Trotz steigendem Bedarf sinkt das Pflegepersonal-Angebot.“ Hämmerle fordert, das bisherige Ausbildungsmodell „DGKP“ so lange weiterzuführen, bis die erforderlichen Absolventenzahlen von Fachhochschulen und Pflegefachassistenz-Ausbildung erreicht werden.
Befeuert wird der Pflegebedarf durch die Demografie, denn die Zahl der Über-75-jährigen steigt in Vorarlberg bis 2030 um 25 Prozent. Das ergibt einen Zusatzbedarf von 49 Prozent für Pflegeheimplätze und Hauskrankenpflege.
Der zusätzliche Bedarf an Pflegekräften resultiert aus der endlich beschlossenen Anhebung des Pflegeschlüssels, aber auch durch die anstehende „Pensionierungswelle“ (allein 180 Pflegekräfte im Jahr 2023). Zusätzlichen Druck auf die professionelle Pflege erzeugen die veränderten familiären Strukturen wie steigender beruflicher Erwerbsdruck, Single-Haushalte oder Wohnsituation. Die Differenz aus Personalbedarf minus Personalangebot erreicht 2028 den höchsten Wert – dann werden 400 qualifizierte Pflegekräfte im Ländle fehlen.
Höherer Bedarf – sinkendes Angebot
‚Derzeit steht die künftige Ausbildungssituation vor allem im gehobenen Dienst (Fachhochschule und DGKP) und in der Pflegefachassistenz (PFA) dem realen Bedarf diametral gegenüber: „Aktuell werden 150 bis 170 Pflegekräfte des Gehobenen Dienstes ausgebildet, dennoch bleiben viele Betten kalt. Und da ist der künftige Bedarf noch gar nicht berücksichtigt“, erklärt der AK-Präsident. Laut der Novelle zum Gesundheits- und Krankenpflegegesetz soll das bisherige dreijährige Krankenpflegediplom 2024 auslaufen. Ab dann ist nur noch das akademische Bachelor-Studium an der Fachhochschule vorgesehen. „Das bedeutet für Vorarlberg, dass ab 2024 nur noch 100 FH-Studienplätze zur Verfügung stehen und keine Diplomausbildungen an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen mehr angeboten würden“, so Hämmerle. Das wäre also ein Rückgang von 170 auf 100 Pflegekräfte des Gehobenen Dienstes. Aber auch das sind nur Planzahlen. „Tatsächlich haben im Herbst 2021 nur 71 Personen mit der FH-Ausbildung begonnen“, weiß der AK-Präsident.
Und auch die immer wieder ins Treffen geführte Verlagerung von Aufgaben des Gehobenen Dienstes hin zu Pflegefachangestellten ist eine sehr begrenzte Option. Dafür stehen einerseits viel zu wenige PFA-Ausbildungsplätze zur Verfügung, andererseits ist die Zahl der verschiebbaren Aufgaben sehr gering.
‚Was es ebenfalls zu bedenken gilt: Laut einer aktuellen AK-Studie denken ein Drittel der Pflegekräfte monatlich oder öfter an einen Berufsausstieg. Die Arbeitsbelastung hat sich in der Pandemie noch einmal deutlich erhöht. Daraus ergibt sich ein zusätzlicher Handlungsdruck für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Aktive Maßnahmen nötig
Im Regionalen Strukturplan Gesundheit/Pflege/Betreuung 2025 hat das Land Vorarlberg folgendes strategisches Ziel definiert: „Der angespannten Personalsituation wird entgegengewirkt. Ausbildungsplätze stehen ausreichend zur Verfügung und es gibt genügend Mitarbeiter:innen am Arbeitsmarkt.“ Die einschlägigen Prognosen und Fakten belegen jedoch, dass es aktiver Schritte bedarf, um diese Ziele zu erreichen und dem massiv steigenden Pflegebedarf gerecht zu werden. Diese Forderung wurde auch beim ersten AK-Pflegedialog von den anwesenden 64 Vorarlberger Expert:innen gestellt.
‚Die zentrale Forderung ist für Hämmerle klar: Entweder werden deutlich mehr FH-Studienplätze und PFA-Ausbildungsplätze angeboten oder das bisherige Ausbildungsmodelle „DGKP“ wird so lange weitergeführt, bis die erforderlichen FH- und PFA-Absolventenzahlen erreicht sind. Durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket muss aber auch gewährleistet werden, dass künftig genügend Bewerber:innen zur Verfügung stehen. Dazu gehören ein leichterer Einstieg für Nichtmaturant:innen in den Gehobenen Dienst ebenso wie Angebote für Quereinsteiger:innen, die Aufschulung von Assistenzpersonal oder ein asynchroner Start der Ausbildungen (Frühjahr und Herbst).
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