Die Ergebnisse der AK Wohnumfrage 2025 zeigen: Die Wohnkosten in Vorarlberg bleiben auf Rekordniveau. Trotz höherer Einkommen steigen die Belastung und die Unzufriedenheit bei bestimmten Gruppen. Besonders betroffen sind Haushalte mit geringem Einkommen und in privater Miete. Die AK Vorarlberg fordert von der Landesregierung seit Jahren mehr Maßnahmen und hat dafür auch die Ideen eingebracht – umgesetzt wurde bisher kaum etwas.

Vorarlbergs bittere Wohnrealität: Hohe Kosten, kaum Bewegung
Seit Jahren analysiert die AK Vorarlberg die Entwicklungen am Wohnungsmarkt und weist auf dringenden Handlungsbedarf hin. Auch die aktuelle AK Wohnumfrage, an der im Frühjahr 2025 über 2.400 Vorarlberger:innen teilgenommen haben, zeigt deutlich: Das Bedürfnis, über die eigene Wohnsituation zu sprechen, ist groß – und die Belastung durch Wohnkosten bleibt für viele Haushalte hoch. Das machen über 650 offene Kommentare deutlich. Strukturelle Verbesserungen sind im Land jedoch kaum erkennbar.
AK Präsident Bernhard Heinzle betont: „Die finanzielle Anspannung ist in Vorarlberg seit Jahren auf einem kritischen Niveau. Es braucht von der Landesregierung endlich entschlossene Schritte, damit Wohnen wieder leistbar wird.“ Obwohl die Arbeiterkammer der Politik immer wieder konkrete Maßnahmen vorgeschlagen habe, sei bisher wenig umgesetzt worden.

Für Menschen mit geringem Einkommen und Haushalte in privater Miete besonders belastend
Im Durchschnitt geben Vorarlberger Haushalte laut Umfrage rund ein Drittel ihres Einkommens fürs Wohnen aus – ein Wert, der sich trotz leicht sinkender Inflation kaum verändert hat. Besonders stark betroffen sind Haushalte mit niedrigem Einkommen, bei denen die Wohnkostenquote bei rund 44 Prozent liegt. Im privaten Mietsegment beträgt sie im Schnitt 38 Prozent.
Dr. Ulrike Stadelmann, die sich in der Arbeiterkammer intensiv mit der Entwicklung in Vorarlberg auseinandersetzt, erklärt: „Eine nachhaltige Entlastung bleibt bisher aus, weil die strukturellen Probleme auf dem Wohnungsmarkt nicht konsequent adressiert werden. Es braucht gezielte Maßnahmen, um den Druck auf die Menschen zu verringern und Wohnen wieder leistbar zu machen.“ Die AK Expertin betont, dass es durchaus wirkungsvolle Hebel gebe, mit denen der Druck vom Markt genommen werden könnte, das Land aber viel zu wenig unternimmt.

Preisentwicklung macht Wohneigentum in Vorarlberg zum Luxus
Die Preise für Eigentum haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Besonders für junge Familien und Alleinerziehende sind die Hürden durch hohe Grundstückspreise und gestiegene Baukosten oft nicht zu überwinden. Die AK Wohnumfrage zeigt deutlich, dass Eigentum für viele ein unerfüllbarer Wunsch bleibt. Die durchschnittlichen Wohnungspreise sind laut Statistik Austria in Vorarlberg 2024 höher als in Wien. Die Kostengrenzen in der Wohnbauförderung sollten gerade in Zeiten des Rückgangs der Baukonjunktur endlich sachlich gerechtfertigt festgesetzt werden und die Preise nicht weiter anheizen.

Gemeinnütziger Wohnbau stagniert, AK fordert Ausweitung
Die AK Vorarlberg weist die Landesregierung seit Jahren darauf hin, dass der gemeinnützige Wohnbau einer der wirkungsvollsten Hebel zur Dämpfung der Wohnkosten wäre. Trotzdem stagniert der niedrige Anteil der gemeinnützigen Mietwohnungen an allen Wohnformen. Zwar wurde zuletzt die Einkommensgrenze für den Zugang zu solchen Wohnungen erhöht, doch ohne entsprechenden Ausbau der Bautätigkeit bleibt diese Maßnahme weitgehend wirkungslos. AK Präsident Heinzle betont: „In Vorarlberg braucht es im gemeinnützigen Wohnbau mehr Investitionen. Nur durch eine Ausweitung des Angebots, also einen größeren Marktanteil für den gemeinnützigen Wohnbau, können wir sicherstellen, dass breite Bevölkerungsschichten Zugang zu leistbarem Wohnraum erhalten.“ Der Bedarf an solchen Wohnungen ist hoch, das zeigt auch die Wohnumfrage 2025. 12 Prozent der Teilnehmer:innen leben in einer gemeinnützigen Mietwohnung, mehr als 30 Prozent der Teilnehmer:innen bekunden Interesse an einer gemeinnützigen Mietwohnung, aber nur 3 Prozent stehen auf Wartelisten. Das knappe Angebot stimmt pessimistisch und hält die Bewerbungen auf einem niedrigen Niveau, welches den tatsächlichen Bedarf nicht abbildet. Auch beim Grunderwerb müssen die Gemeinnützigen langfristig planen und agieren können. Instrumente wie der Bodenfonds sollten dazu eingesetzt werden.

Wo fließen die Wohnbauförderungsbeiträge hin?
Zwischen 2018 und 2023 haben Vorarlbergs Arbeitnehmer:innen über 333 Millionen Euro für die Wohnbauförderung erwirtschaftet – für die Förderung von Wohnraum wurden davon aber nur 6,9 Millionen Euro eingesetzt! Das bedeutet: 97,94 Prozent der Beiträge flossen ins allgemeine Landesbudget, etwa in den Straßenbau. AK Präsident Heinzle kritisiert dieses Vorgehen scharf: „Diese Beiträge wurden ursprünglich genau dafür eingeführt, um leistbaren Wohnraum zu schaffen – nicht, um andere Budgetlöcher zu stopfen.“ Die AK Vorarlberg fordert seit langem eine Zweckwidmung der Wohnbauförderungsbeiträge und Rückflüsse aus Darlehen.

Bundesmittel für mehr leistbaren Wohnraum müssen optimal abgeholt werden
17,4 Millionen Euro an Bundesmitteln werden in Vorarlberg als Darlehen für die Schaffung von Eigentum eingesetzt. Diese Mittel könnten jedoch auch als nicht rückzahlbare Zuschüsse verwendet werden, ohne das Landesbudget zusätzlich zu belasten. Die AK fordert vom Land, verstärkt günstige Miet-Kauf-Wohnungen zu schaffen, deren Kauf mit diesen nicht rückzahlbaren Zuschüssen finanziert wird, denn aktuell können über 80 Prozent der Haushalte im Land aus ihrem Erwerbseinkommen selbst mit Hilfe der bestehenden Wohnbauförderungsdarlehen kein Eigentum finanzieren.

Wo sind die Zahlen zum Mietkauf-Modell neu der VOGEWOSI?
Landesrat Marco Tittler und die VOGEWOSI haben ein neues Mietkauf-Modell angekündigt, das den Wohnungserwerb für Mieter:innen transparenter und preislich attraktiver machen soll, indem der Kaufpreis zu Mietbeginn fixiert wird. Doch Ankündigungen allein genügen nicht, es müssen auch die Angebote folgen. Derzeit ist jedoch unbekannt, wie viele derartige Wohnungen tatsächlich gebaut werden. Auf der VOGEWOSI-Website waren zuletzt nur Mietwohnungen im Neubau auffindbar, ohne einen Hinweis auf eine Kaufoption.

Land kürzt Sanierungsförderung
Wie die Wohnbauförderung ist auch die Förderung für Sanierungen in Bestandsgebäuden ein zentraler Bestandteil einer sozialen und ökologischen Wohnpolitik. Dennoch wurden in Vorarlberg die Zuschüsse für private Sanierungen im Jahr 2025 nahezu halbiert, ab Juli sollen sie sogar gänzlich gestrichen werden. Darlehen werden mit 100.000 Euro gedeckelt. AK Expertin Dr. Ulrike Stadelmann kritisiert: „Diese Kürzungen treffen viele Menschen hart, die sich eine Sanierung nicht leisten können, wenn es dafür keine ausreichende Förderung gibt. Das ist das falsche Signal.“
Die Hoffnung besteht, dass das Land wenigstens die 8,14 Millionen Euro an Bundesmitteln für die Sanierung gemeinnütziger Mietwohnungen vollständig abruft. Jedoch hat die Landesregierung mit einer Richtlinie für Bundes-Zweckzuschüsse eine Hürde für die gemeinnützigen Träger geschaffen: Eine niedrige Zielmiete von 6,80 Euro (ohne Betriebs- und Heizkosten) erschwert ihnen den Zugang zu diesen Geldern.

AK Wohnberatung am Limit: Hoher Anstieg bei Hilfesuchenden
Wie groß der Handlungsbedarf in Vorarlberg mittlerweile ist, zeigt auch die steigende Zahl an Anfragen in der AK Beratung. Im Jahr 2024 wandten sich mehr als 14.000 Menschen an die Arbeiterkammer – ein Anstieg von 46 Prozent innerhalb von zwei Jahren. AK Präsident Heinzle schildert die Situation: „Ratsuchende wissen nicht mehr, wie sie mit den steigenden Kosten umgehen sollen oder wie sie überhaupt noch eine passende Wohnung finden können. Wohnen bedeutet für viele eine existenzielle Herausforderung.“
AK appelliert an die Landesregierung: Dringender Handlungsbedarf!
Die AK Vorarlberg fordert seit Jahren konkrete Maßnahmen für leistbaren Wohnraum – doch die notwendige politische Umsetzung bleibt aus. Neben sozialen Folgen gefährdet dies zunehmend auch den Wirtschaftsstandort. Hohe Wohnkosten schrecken Fachkräfte ab, junge Menschen ziehen weg, und Unternehmen haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter:innen zu gewinnen. AK Präsident Heinzle warnt: „Die Wohnfrage ist längst auch eine Wirtschaftsfrage. Die hohen Wohnkosten gefährden auch den Standort Vorarlberg. Die Landesregierung muss dringend handeln, um die Attraktivität der Region zu sichern.“

Zentrale Forderungen der AK im Überblick:
– Zweckbindung der Wohnbauförderungsbeiträge und Rückflüsse: Die Beiträge der Arbeitnehmer:innen und die Rückflüsse aus Darlehen samt den Zinserträgen müssen in leistbares Wohnen investiert werden.
– Mehr gemeinnütziger Wohnbau: Vor allem Mietwohnungen mit und ohne Kaufoption müssen deutlich ausgeweitet werden.
– Bedarfserhebung und Prognose für gemeinnützigen Wohnbau: Der Bedarf übersteigt das Angebot erheblich.
– Bessere Rahmenbedingungen beim langfristigen Grunderwerb: Gemeinnützige Bauvereinigungen sollten Gemeinden und Bodenfonds beim Grunderwerb gleichgestellt werden.
– Transparente Baukostendatenbank: Nur mit evidenzbasierten Kostengrenzen kann die Wohnbauförderung treffsicher wirken.
– Bundesmittel für den Wohnbau und die Sanierung nutzen und optimal einsetzen: Die Mittel sollten als Zuschüsse zur Schaffung leistbaren Wohnraums in vollem Umfang ins Land geholt werden.
– Sanierungsförderung ausbauen statt kürzen: Förderungen für thermische Sanierungen und Heizungstausch im Privatbereich müssen gesichert werden.
– Einheitliches Mietrecht für alle Mietverhältnisse: Das derzeitige Nebeneinander verschiedener Regelungen ist unübersichtlich und ungerecht.
– Keine befristeten Mietverträge mehr im gewerblichen Bereich: Planungssicherheit und faire Mietbedingungen sind zentrale Anliegen.
AK Präsident Heinzle unterstreicht abschließend, dass es nicht an Vorschlägen fehlt – sondern an der Bereitschaft der Landesregierung, diese auch umzusetzen.
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